Kurswechsel bei der DSJ: Ein Bericht zur DSJ-Jugendversammlung 2021

Vorwort: Der nachfolgende Bericht ist eine subjektive Darstellung der Veranstaltung der niedersächsischen Sitzungsteilnehmer:innen.

Die Jugendversammlung der Deutschen Schachjugend am 8. und 9. Mai war in vielerlei Hinsicht historisch und man wird sich noch lange an sie erinnern. Einerseits war es die erste Jugendversammlung als eingetragener Verein und damit das Ergebnis eines langen und steinigen Wegs, den der Vorstand (und viele weitere Mitstreiter:innen) um den Vorsitzenden Malte Ibs in den letzten Monaten gegangen ist. Andererseits wurde die Jugendversammlung coronabedingt als Online-Veranstaltung ausgetragen. Das war vermutlich auch ein Grund, warum zeitweise fast 100 Teilnehmende eingeloggt waren, das hätte vermutlich den ein oder anderen Sitzungssaal überfordert. Niedersachsen war mit Nicole Manusina, Torsten Bührmann, René Martens, Jan Krensing, Yannick Koch und Michael S. Langer ebenfalls zahlreich vertreten. Zudem waren aus Niedersachsen noch Jan Salzmann (AK Spielbetrieb), Kevin Högy (DSB-Mitarbeiter) und Sven Hagemann (AK Schulschach) dabei.

Das Interesse von etwa der Hälte der Teilnehmenden galt jedoch leider nicht der hervorragenden inhaltlichen Arbeit der DSJ aus dem letzten Jahr, das mit zahlreichen Online-Angeboten, der Gründung des e.V. oder den als Präsenz-Turnieren ausgerichteten Deutschen Ländermeisterschaft und Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaften viele Höhepunkte hatte. Für gewöhnlich ist die Jugendversammlung für viele Jugendsprecher:innen der erste Kontakt mit der DSJ im Ehrenamt und eine Quelle der Inspiration und Motivation für junge Engagierte.

Doch bereits im Vorfeld hatte sich abgezeichnet, dass diese Versammlung anders werden würde: Seit der außerordentlichen Jugendversammlung im August 2020 in Magdeburg, wo die Gründung des DSJ e.V. beschlossen wurde, gab es bereits zwei weitere außerordentliche Jugendversammlungen, da einzelne Landesverbände mit der DSJ unzufrieden waren. Insgesamt herrschte seit längerer Zeit eine Atmosphäre des Misstrauens und die DSJ musste sich mit vielen Vorwürfen und Formalien herumschlagen, statt sich auf ihre Stärke, der kreativen Arbeit, konzentrieren zu können. Diese Entwicklung gipfelte in einem neunseitigen Kassenprüfbericht, in dem schwere Vorwürfe gegen den Vorsitzenden sowie den Referenten für Finanzen erhoben wurden und eine Nichtentlastung empfohlen wurde. Es folgten eine Stellungnahme seitens der DSJ, ein extra angefertigtes Exposé der DSB-Kassenprüfer zu den Vorwürfen, Gegenkandidaten auf den beiden benannten Positionen und während der Versammlung viele Diskussionen um die Entlastung. Michael Langer betonte beispielsweise die Bedeutung einer Nicht-Entlastung. Im Ergebnis konnten alle Vorwürfe entkräftet oder widerlegt werden, sodass glücklicherweise die Entlastung des gesamten DSJ-Vorstands beschlossen wurde.

Zu diesem Zeitpunkt dauerte die Jugendversammlung bereits etwa 6 Stunden (inkl. Pausen). Die angesetzte Sitzungszeit am Samstag war somit schon fast ausgereizt, obwohl die typischen und wichtigen inhaltlichen Themen (z.B. DJEM 2021) schon auf einen späteren, separaten Informationstermin ausgelagert wurden. Am Samstag standen jedoch noch die Wahlen auf der Tagesordnung. Die Vorstellung der beiden Kandidaten Malte Ibs (zur Wiederwahl) und Niklas Rickmann, der 1,5 Wochen vor der Jugendversammlung seinen Hut in den Ring geworfen hatte, mitsamt Fragerunde dauerte nochmal ca. 1 Stunde, worin unter anderem der DSJ-Vorstand sich eindeutig hinter Malte gestellt hat. Ob diese zeitliche Investition etwas am Ergebnis geändert hat, ist nicht ganz klar. Wir vermuten, (fast?) alle Delegierten wussten bereits im Vorfeld, wen sie unterstützen würden. Im ersten Wahlgang wurde Niklas Rickmann mit 131 Stimmen denkbar knapp vor Malte Ibs mit 129 Stimmen zum neuen Vorsitzenden gewählt. Bei den Unterstützern und im DSJ-Vorstand herrschte ein stückweit Resignation, glücklicherweise wurde die Sitzung danach unterbrochen und sollte am Sonntag fortgeführt werden. Malte war in den letzten Jahren für viele das Herz der DSJ und konnte mit seiner offenen, herzensguten Art viele junge Menschen für das Ehrenamt begeistern. Für das Teamgefühl im Vorstand war er sehr wichtig.

Sven Hagemann

Ich kann mich (leider) nur voll und ganz Torstens Bericht anschließen.
Ich habe mich bis zu meinem Rücktritt letztes Jahr als DSJ-Vorstandsmitglied immer super aufgehoben gefühlt, was sicherlich auch mit Malte und seiner immer offenen Art und der immer super positiven Stimmung innerhalb des Teams zu tun hat.
Nicht auszudenken wäre gewesen wenn große Teile des Teams nach Maltes Abwahl nicht mehr zur Verfügung gestanden hätten ..
Insgesamt gab diese Versammlung ein wirklich trauriges Bild ab und es bleibt in jeglicher Hinsicht nur die Hoffnung auf Besserung.
Und ich wiederhole mich normalerweise nicht gerne, hier tue ich es dennoch :
Ein fairer Wahlkampf sieht für mich anders aus !

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